Mit dem Schrott richtig umgehen

Altfahrzeuge recyceln

Mit dem Schrott richtig umgehen

23. Dezember 2022 agvs-upsa.ch – Die Verwertung eines alten Fahrzeugs funktioniert im Prinzip seit Jahrzehnten gleich: In der Regel bringt der Besitzer – oder in selteneren Fällen der Garagist – das Fahrzeug zu einem Autoverwerter, der noch Ersatzteile daraus gewinnt. Der Autoverwerter verkauft das ausgeschlachtete Fahrzeug anschliessend an ein Schredderwerk. Was dabei erlaubt ist und was nicht und welche Schritte eingeleitet werden müssen, damit die umweltfreundliche Entsorgung gelingt, weiss Daniel Christen, Geschäftsführer der Stiftung Auto Recycling Schweiz. 

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Cym. Motoren- und Getriebeöle, Kühlmittel, Treibstoff, Adblue, Bremsflüssigkeit und Kältemittel in der Klimaanlage: Das sind die typischen umweltgefährdenden Flüssigkeiten beziehungsweise Gase, die im Fahrzeug enthalten sind. Doch damit nicht genug. Zu den weiteren Schadstoffen – besonders in alten Fahrzeugen – gehören Blei, Schwefelsäure, Quecksilber sowie Jod oder Brom in Halogenlampen. «Viele Schadstoffe sind bei der Automobilherstellung heute zwar verboten oder stark limitiert», sagt Daniel Christen, Geschäftsführer der Stiftung Auto Recycling Schweiz. Aber: «Die meisten Autos, die als Altfahrzeuge deklariert werden, sind rund siebzehn Jahre alt.» Umso wichtiger und gesetzlich verordnet ist die korrekte Entsorgung, um die Umwelt nicht unnötig mit diesen Schadstoffen zu belasten. 

Der Prozess sowie die Methoden für das Recyceln haben sich in den letzten Jahren kaum verändert. «Für ein effektives Recycling ist die sortenreine Sammlung wichtig», betont Daniel Christen. Zuerst stehen der Ausbau und der Verkauf von Ersatzteilen an. Diese Wiederverwendung ist heute noch von Bedeutung, obwohl immer mehr Autoteile an eine Software gebunden sind, die das einfache Ersetzen erschweren. «Es gibt viele Teile, die nachgefragt werden, beispielsweise Karosserieteile, Schweinwerfer, Motoren oder Getriebe. Bedeutend ist, welche Marken und Modelle häufig vorkommen und welche Bauteile eher kaputt gehen und dadurch eine Ersatzteilnachfrage besteht», sagt Christen. 

Anschliessend wird die Restkarosse in einem Schredderwerk zerkleinert und die Metalle an Stahlwerke und Umschmelzwerke verkauft. Dank dem Metallrecycling lassen sich grosse Mengen an Rohstoffen und Energie sparen. In Bezug auf das Recycling ist der Metallanteil und insbesondere der Anteil an Nichteisenmetallen ausschlaggebend. «Übrig bleibt der Abfall, der in der Schweiz vollständig in Kehrichtverbrennungsanlagen verwertet wird.» Hier hingegen hat sich das Recycling in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Altfahrzeuge können mittlerweile bis zu 90 Prozent verwertet werden. «Aufwendige Filtersysteme führen zu sauberer Abluft, die Energie wird verstromt und als Fernwärme genutzt und aus Filteraschen und Schlacken werden weitere Wertstoffe herausgeholt», sagt Christen.

Der Rückgewinn wertvoller Rohstoffe wird mit ausgedienten E-Fahrzeugen an Bedeutung gewinnen. Viele E-Autos fahren bekanntlich erst seit Kurzem auf den Strassen, weswegen diese Autos erst vereinzelt bei den Autoverwertern gelandet sind. Da sich dies in naher Zukunft ändern wird, setzen sich die Firmen bereits heute damit auseinander. «Für das Recyceln müssen die Mitarbeitenden in erster Linie im Umgang mit Hochvoltsystemen geschult sein und es braucht die notwendigen Werkzeuge sowie einen abgesperrten Platz – genau gleich wie in den Garagen», führt Christen aus. «In Europa, aber auch in der Schweiz, entstehen in den kommenden Jahren grosse Recyclingkapazitäten. Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan usw. will und muss man zurückgewinnen, um daraus neue Batterien herzustellen.» Bei E-Autos gäbe es zwar weniger Betriebsflüssigkeiten zum Entsorgen, dafür umso mehr wertvolle Metalle wie beispielsweise Kupfer in den Elektromotoren und Stromkabeln, Edelmetalle in der Leistungselektronik und Kobalt und Lithium in den Batterien. «Gerade die Lithium-Ionen-Batterien sind ein grosses Thema.» Zurzeit bestehe ein grosses Interesse, ausgediente Batterien vor dem Recycling für ein sogenanntes Second Life im stationären Speicherbereich einzusetzen. «Damit kann elektrische Energie aus Solar- und Windkraftanlagen gespeichert oder das Stromnetz stabilisiert werden.» Am meisten Sorgen hingegen würden heute defekte und beschädigte Batterien bereiten, zum Beispiel aus Unfallfahrzeugen. «Diese können unverhofft brennen und müssen daher korrekt gelagert, transportiert und so rasch wie möglich verwertet werden.» 
 
Die korrekte Lagerung bei Garagisten

Was Garagisten über die korrekte Lagerung von Altfahrzeugen auf dem Garagenareal wissen müssen, fasst Markus Peter, beim AGVS Leiter Automobiltechnik & Umwelt, zusammen. Gerade bei Altfahrzeugen mit Tropfverlusten gibt es Wichtiges bezüglich Gewässerschutz zu beachten.

«Für eine korrekte Entwässerung ist die Unterscheidung in betriebssichere und nicht betriebssichere Fahrzeuge grundlegend. Als betriebssicher gelten Fahrzeuge, welche die gesetzlichen Anforderungen an Strassenfahrzeuge erfüllen sowie innerhalb der gesetzlichen Fristen der Strassenverkehrsämter bzw. Motorfahrzeugkontrollstellen geprüft sind und keine Flüssigkeitsverluste aufweisen. Bei betriebssicheren Fahrzeugen sollte der Abstellplatz idealerweise über eine Versickerung mit Bodenpassage verfügen. Akzeptiert werden auch die Einleitung über einen Schlammsammler in die Regenabwasser- oder Mischabwasserkanalisation. Bei nicht betriebssicheren Fahrzeugen sind die Anforderungen an Abstellplätze höher. Am besten werden solche Fahrzeuge auf einem überdachten, befestigten und abflusslosen Platz gelagert. ¬Unbefestigte Plätze sind für die Lagerung nicht betriebssicherer Fahrzeuge oder Fahrzeugteile zur Entsorgung nicht zulässig. Falls der befestigte Platz einen Abfluss aufweist, muss das Abwasser über Schlammfang und Mineralölabscheider in die Schmutzwasserkanalisation zur kommunalen Abwasserreinigungsanlage geleitet werden.

Für weitere Informationen kann das Merkblatt des Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) zum Umweltschutz im Auto- und Transportgewerbe konsultiert werden. Dieses steht kostenlos als Download auf der VSA-Webseite zur Verfügung.
 

Wie sich Altfahrzeuge von Gebrauchtwagen unterscheiden

Der korrekte Umgang mit Altfahrzeugen und insbesondere die Unterscheidung zwischen Occasionen und Abfall/Schrott ist für Garagisten nicht immer ganz einfach. Anleitungen dazu hat das Bundesamt für Umwelt (Bafu).
 
Das sind die entscheidenden Kriterien, um als Garagist zu entscheiden, ob ein Auto als Altfahrzeug gilt oder als Occasionswagen eingestuft werden kann:
 
ausgebrannte Fahrzeuge
Fahrzeuge, deren Motorraum und oder Fahrgastzelle grossteils geflutet wurde (z.B. mit Wasser, Schlamm usw.)
Fahrzeuge, die zur Demontage oder zur Gewinnung von Ersatzteilen bestimmt sind
Fahrzeuge, die stark deformiert sind und mehr als 55 Schadenpunkte aufweisen. Um das Schadenspunkteschema einzusehen, hier klicken
 
So ist das Recycling in der Schweiz organisiert und das sind die ersten Schritte, die ein Garagist tun muss:
 
Handelt es sich um ein Altfahrzeug, darf ein Garagist dieses nur einem Entsorgungsunternehmen übergeben, das über die Bewilligung zur Entgegennahme von Altfahrzeugen verfügt. Heute werden 97% der Altfahrzeuge, die ausser Betrieb genommen werden, in der Schweiz rezykliert.
Altfahrzeuge, die als kontrollpflichtige Abfälle gelten, dürfen nur mit Bewilligung des Bafu exportiert werden. Im Verfahren zur Erteilung der Ausfuhrbewilligung prüft das Bafu, ob die Unternehmen, die die Abfälle entgegennehmen, die schweizerischen Umweltvorschriften einhalten.
Bewilligungsfrei als Ware dürfen nur Fahrzeuge exportiert werden, die nicht als Altfahr-zeuge gelten. Exporte können nur in Mitgliedstaaten der EU und der OECD bewilligt werden. Beim Export von Occasionsautos muss der (annullierte) Fahrzeugausweis mitgeführt werden.
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