Massive Preiserhöhungen drücken die Nachfrage

Konjunkturausblick 2023

Massive Preiserhöhungen drücken die Nachfrage

19. Dezember 2022 agvs-upsa.ch – Das Autogewerbe hat den Konjunkturausblick von BAK Economics für 2023 zur Kenntnis genommen und diskutiert aktuell, welches dessen realistischstes Szenario ist. Das ist für Markenhändler relevant für die Verhandlungen und die Zielsetzung bei den Verkäufen. Eine Umfrage von AUTOINSIDE zeigt: Alle tendieren ziemlich klar in Richtung Zurückhaltung, was die Prognosen betrifft. 

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Foto: AGVS-Medien

kro. BAK Economics geht im Konjunkturausblick für das Jahr 2023 von insgesamt 260000 Neuzulassungen aus. Der Schweizer Autohandel dürfte sich damit zwar etwas erholen, doch eine Rückkehr zum Niveau der Vorkrisenzeit ist kommendes Jahr noch nicht zu erwarten. Allerdings: Der Ausblick ist mit «Prognoserisiken» verbunden. BAK Economics schätzt diese im Bericht gar als «aussergewöhnlich hoch» ein. Es sind namentlich vier Faktoren, deren Entwicklung die Konjunkturforscher nicht abschätzen konnten, die aber erheblichen Einfluss haben könnten: Halbleitermangel, Entwicklung der Pandemie gerade im asiatischen Raum, Entwicklung im Bereich der sich abzeichnenden Energiemangellage sowie Entwicklung im China-Taiwan-Konflikt. 

BAK Economics hat deshalb sowohl ein Positiv- wie auch ein Negativszenario skizziert. Im Positivszenario werden für das Jahr 2022 rund 236 000 und für 2023 rund 285 000 Neuzulassungen prognostiziert. Im Negativszenario geht man gegen Ende 2022 und für 2023 von einschneidenden Produktionsbeschränkungen aus. In diesem Szenario stehen für das aktuelle Jahr 225 000 und für 2023 rund 233 000 Neuzulassungen. 

«In den Monaten September und Oktober waren die Immatrikulierungen von Neuwagen gegenüber den gleichen Monaten des Vorjahres wieder im positiven Bereich. Ich teile die Meinung von Auto-Schweiz, dass dies ein erstes Signal einer leichten Entspannung ist. Die BAK-Prognose mit 260000 halte ich jedoch für zu optimistisch», sagt AGVS-Geschäftsleitungsmitglied Markus Aegerter. Ähnlich sieht das Marc Weber, Inhaber der Ausee Garage in Au-Wädenswil ZH: Einerseits sei die Belieferung mit Fahrzeugen noch immer sehr spärlich. Andererseits denkt Weber, dass die Konsumentenstimmung rückläufig sei «und daher das Bedürfnis nach einer so hohen Investition nicht erste Priorität hat». Christoph Keigel, Inhaber der Garage Keigel – Keigel AG in Frenkendorf BL, sagt dazu, aufgrund der aktuellen Probleme könnten in diesem Jahr viele Neuwagenbestellungen nicht ausgeliefert werden. Er schätzt, dass das mindestens 30000 Fahrzeuge, also etwa 15 Prozent der aktuellen Bestellungen sind. Unter der Voraussetzung, dass sich die Lieferverzögerungen im Jahr 2023 normalisieren, hiesse das laut Keigel: 260000 Zulassungen aus 230000 Neubestellungen und 30000 Bestellungen aus 2022. «Konsequenterweise heisst das, dass die Nachfrage im Jahr 2023 auf dem Niveau von 2022 stagniert.»

Auf Basis dieser Einschätzungen gehen alle drei klar vom BAK Economics skizzierten Negativszenario aus: Aegerter erwartet eher 240 000 Neuimmatrikulationen 2023. Weber tendiert «klar zum Negativszenario». Zum einen sieht er keine Entspannung der Produktionszuteilungen im ersten Halbjahr 2023, zum anderen seien Logistik und Transport heikel. Ähnlich denkt Keigel: «Sollte sich die Liefersituation nicht verbessern und der gleiche Verzögerungseffekt in das Jahr 2024 überlaufen, dann erachte ich 260 000 Neuzulassungen als nicht realistisch, weil ich davon ausgehe, dass die effektive Nachfrage nach Neuwagen nicht zunehmen wird.» Unsicherheiten und Kaufzurückhaltung seien «zu gross» für ein Positivszenario.

Dabei spielt ein Umstand kräftig mit: die aktuell verzeichneten Preissprünge bei verschiedenen Marken und Modellen. Die sind auf die gestiegenen Rohstoffpreise und Logistikkosten zurückzuführen. Aber nicht nur. «Wir erleben bei einigen Modellen der verschiedensten Marken massive Preissprünge im Bereich von 20 bis 30 Prozent respektive von 10 000 bis 15 000 Franken», sagt Christoph Keigel. Diese Preissprünge stelle man fest, wenn ein Modell überarbeitet und mit neuester Antriebs- und Assistenztechnologie ausgerüstet werde. Die bisherigen preisgünstigeren Modelle würden dann gar nicht mehr angeboten.
Könnten Preissteigerungen dazu führen, dass aktuell und mittelfristig deswegen weniger Neuwagen gekauft werden? Markus Aegerter geht davon aus: «Wie ich gehört habe, treten Kunden auch bereits vermehrt von schon abgeschlossenen Kaufverträgen zurück.» Marc Weber hält die erhöhten Preise «sicherlich nicht für förderlich». Zudem seien die erhöhten Zinssätze auch bei Leasinggeschäften ein Bremsklotz. «Vielleicht», sagt er, «waren aber auch der Endkundenpreis oder auch die Finanzierungsparameter zu günstig.» 

«Wir gehen davon aus, dass diese massiven Preissteigerungen dazu führen werden, dass weniger Neuwagen gekauft werden, weil der Konsument nicht mehr bereit ist oder nicht mehr die finanziellen Mittel hat, sich ein teureres Auto zu kaufen», ergänzt Christoph Keigel. Dieser preissensible Konsument werde sich in Zukunft mit demselben Budget einen jungen Gebrauchten oder Leasingrückläufer kaufen. Alles in allem geht Marc Weber «analog zu 2022 von einem stabilen Markt aus». Aufgrund der knappen Verfügbarkeit von Fahrzeugen hofft er sehr, «dass die grossen Rabattschlachten der Vergangenheit angehören, wir stabiles, gesundes Wachstum haben». Er bleibe «vorsichtig optimistisch». Kollege Keigel rechnet stark damit, dass 2023 «ein gutes Jahr wird, weil sich viele Unsicherheiten, die zum Teil fast in einer Hysterie ausarteten, neutralisieren werden».
 
Zum ganzen Bericht inklusive Video.
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