Eine Bestmarke, ein Jubiläum und viel Dynamik in Solothurn

40. AGVS-Delegiertenversammlung

Eine Bestmarke, ein Jubiläum und viel Dynamik in Solothurn

7. Juni 2017 agvs-upsa.ch – Das Bedürfnis nach individueller Mobilität ist ungebrochen. Erstmals sind auf Schweizer Strassen mehr als 6 Millionen Motorfahrzeuge unterwegs. Das Schweizer Autogewerbe traf sich zur Delegiertenversammlung in Solothurn.
 


sco/kro. 115 Delegierte aus den 21 Sektionen fanden in einer der schönsten Barockstädte der Schweiz zusammen. Es war die 40. Delegiertenversammlung des AGVS, der gleichzeitig das 90. Jahr seines Bestehens feiert. Am 29. Juli 1927 hatten 16 weitsichtige Garagisten, Pioniere einer noch sehr jungen Branche, den damaligen «Schutzverband» gegründet. Heute sind dem AGVS 4000 Unternehmen mit insgesamt 39‘000 Mitarbeitenden angeschlossen. Jeder achte Arbeitsplatz in der Schweiz hängt direkt oder indirekt vom Auto ab. «Die Zukunft ist automobil. Und die Gegenwart ist es auch», stellte AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli in seiner Begrüssung fest. Erstmals verkehrten Ende 2016 mehr als 6 Millionen Motorfahrzeuge auf Schweizer Strassen. Wernli: «Und die Rechnung ist einfach: Solange die Schweizer Bevölkerung wächst, wird auch die Nachfrage nach Automobilen wachsen.»
 
Das Autogewerbe glaubt an eine automobile Zukunft. Dieses Selbstbewusstsein wird auch genährt durch die jüngsten Erfolge an der Urne bei den eidgenössischen Abstimmungen über eine zweite Gotthardröhre und über den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF). Der AGVS hat sich in beiden Fragen als «Stimme der Vernunft» in den politischen Diskurs eingebracht.

«317'000 Neue und 873'500 Gebrauchte»
Markus Hesse, im AGVS-Zentralvorstand für den Bereich Handel zuständig, stellte in seinen Ausführungen fest, dass die immatrikulierten Neuwagen im Jahr 2016 die Vorstellungen und Prognosen übertrafen. «317‘000 Neue und 873‘500 Gebrauchte wechselten die Hand.» Mit einem Minus von 2 Prozent gegenüber dem Boom-Jahr 2015 sind das erneut sehr gute Absatzzahlen. Hesse: «Bemerkenswert ist, dass sich die Premium-Marken Mercedes und BMW gegenüber dem sehr guten Vorjahr und entgegen dem Gesamtmarkt nochmals auf hohem Niveau steigern konnten.» Die Konjunkturexperten von BAK Basel rechnen für die kommenden fünf Jahre mit durchschnittlich 307‘000 neu immatrikulierten Autos. Das sind 15‘000 Fahrzeuge mehr als der Durchschnitt der letzten 25 Jahre.
 
Auch der im Zentralvorstand für die Nutzfahrzeuge zuständige Dominique Kolly durfte von sehr guten Zahlen berichten. 2015 war ein Jahr mit relativ wenigen Neuzulassungen, da viele Transporteure die neuen LSVA-Tarife abwarteten. 2016 war das anders: Mit rund 4100 abgesetzten schweren Nutzfahrzeugen war das Wachstum zwar nicht ganz so gross wie erwartet, mit einem Plus von 5 Prozent dennoch respektabel. Bei den leichten NFZ wurden die von den Importeuren geschätzten 30‘000 Neuzulassungen praktisch punktgenau erreicht. Hier ergab sich nach dem währungsbedingten Rekordjahr 2015 eine Stabilisierung auf hohem Niveau. Doch es gibt eine Kehrseite der Medaille: Analog zum Personenwagenbereich sind auch bei den Nutzfahrzeugen die Margen unter Druck geraten. Kolly: «Die strengen und immer umfangreicheren Vorgaben der Hersteller und Importeure erschweren den profitablen Betrieb als Nutzfahrzeughändler.»

Der «Solothurner Narr» regt zum Nachdenken an
René Degen, im Zentralvorstand zuständig für Dienstleistungen/Aftersales und Basler mit Leib und Seele, entlockte den Delegierten mit seinem Auftritt als «Solothurner Narr» den einen oder anderen Lacher. Der «Narr» ärgerte sich über den unfairen SonntagsBlick-Artikel über den sogenannten «Autoscheiben-Bschiss», freute sich über die Motion der GLP-Nationalrätin Tiana Moser, die periodische Abgaswartung wieder einzuführen, und stellte die Energiewende in Frage. Es gehe ihm weniger um Lacher, er wolle zum Nachdenken anregen, so Degen.
 
Charles-Albert Hediger, Verantwortlich für den Bereich Berufsbildung, ging auf das Thema Fachkräfte und Berufsnachwuchs ein. Die Konkurrenz unter den Branchen werde immer intensiver. «2016 hat der AGVS viel Energie für diese Thematik aufgewendet», sagte Hediger und verwies als Beispiel auf das Dossier «Fachkräfte», das den Garagisten in seinem Ringen um Fachkräfte unterstützen soll. Die Anzahl der Lehrverträge sei 2015/16 in etwa stabil geblieben, mit Ausnahme des Bereichs Nutzfahrzeuge: «Wir müssen wachsam sein.»
 
Nein zur Altersvorsorge 2020
Politische Fragen standen im Zentrum des Referats von AGVS-Vizepräsident Pierre-Daniel Senn: Das Ja zum Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF) war aus Sicht des Autogewerbes sicher das Highlight der letzten zwölf Monate mit einigen Urnengängen, die auch das Gewerbe betrafen. Senn sprach sich vehement für ein Nein zur Altersvorsorge 2020 aus, die im September zur Abstimmung kommt. Die Erhöhung des Rentenalters für Frauen werde dafür genutzt, gewisse Renten um 70 Franken zu erhöhen, statt die Finanzlage zu verbessern, argumentierte Senn: «Die Revision wird lediglich für fünf Jahre positive Effekte haben statt für 30 Jahre!» Wichtig sei, dass das Gewerbe mit einer Stimme spreche, rief Senn den Delegierten zu und forderte sie auf, sich in Berufs- und Gewerbeverbänden zu engagieren: «Nur gemeinsam sind wir stark!»
 
Nicola Leuba schliesslich erläuterte die durchaus erfreuliche Finanzsituation der PK Mobil. Der Deckungsgrad der Pensionskasse des Schweizer Mobilitätsgewerbes beträgt beruhigende 104,97 Prozent. Zum fünften Mal in zehn Jahren konnten die Risikobeiträge gesenkt werden und die Verzinsung der Altersguthaben liegt mit 2 Prozent doppelt so hoch wie das gesetzliche Minimum.

Die Jahresrechnung 2016 des AGVS wurde von Manfred Wellauer präsentiert. Sie schliesst bei Aufwendungen und Erträgen von 12,7 Millionen mit einer schwarzen Null. Die Rechnung wurde ebenso einstimmig gutgeheissen wie der Geschäftsbericht und das Budget 2017, das sich im Rahmen des Vorjahres bewegt.
 
Solothurn erlebte einen selbstbewussten Auftritt einer Branche im Wandel. Die Technik verändert sich und mit ihr die Anforderungen an das Autogewerbe. Der Garagist wird vom Verkäufer und Reparateur von Autos zum ganzheitlichen Anbieter von Mobilitätslösungen, zum Mobilitätsdienstleister. «Was bleibt, ist die Veränderung; was sich verändert, bleibt», zitierte Urs Wernli den deutschen Historiker Michael Richter und spielte damit auf diesen Wandel an. «Der Garagist ist mitten drin in dieser von der technischen Entwicklung geprägten Welt. Er hat die einmalige Chance, seine Kunden als Vertrauensperson in diese moderne Mobilität zu begleiten. Wir Gewerbetreibende dürfen uns vor dieser Dynamik nicht verschliessen! Gehen wir die Veränderungen an – aktiv, zuversichtlich und mit Vertrauen in unsere Fähigkeiten.»
 

Enrico Camenisch, Mitglied des AGVS-ZV und verantwortlich für den Bereich Berufsbildungsfonds

«Indem auch Garagen und betriebsinterne Werkstätten ihren Beitrag an den Berufsbildungsfonds leisten, zeigt ihr Interesse an einer fundierten und qualitativ hochwertigen Ausbildung im Autogewerbe. Sie helfen damit substanziell mit, diese auch in Zukunft sicherzustellen.»

 
Kurt Aeschlimann, Mitglied des AGVS-ZV und verantwortlich für den Bereich Digitalisierung

«Die Digitalisierung hat schon zu markanten Veränderungen im Autogewerbe geführt – und sie wird es in Zukunft noch stärker tun. Wichtig dabei sind zwei Erkenntnisse: Erstens, dass wir uns im Spannungsfeld zwischen Handwerk und dynamischer technischen Entwicklung geschickt bewegen und zweitens, dass es den Garagenbetrieb auch in Zukunft noch geben wird.»

 



Motion Darbellay

Eine Motion von Christophe Darbellay beschäftigt den AGVS seit einem Jahr. Der frühere CVP-Nationalrat verlangt in seiner Motion, dass in der EU genehmigte Neufahrzeuge ohne strassenverkehrsamtliche Prüfung an den Zulassungsschaltern in Verkehr gesetzt werden können. Diese Zulassungsvereinfachung würde Neuwagen und Fahrzeuge bis maximal zwölf Monate und einem maximalen Kilometerstand von 2000 betreffen. «Der AGVS hat sich schnell und wirkungsvoll dagegen gewehrt», erklärte AGVS-Vorstandsmitglied Markus Hesse an der DV. «Wir Markenhändler wären ohne diese Intervention wesentlich schlechter gestellt gewesen.» Hier, so Hesse, zeichne sich in Zusammenarbeit mit den betroffenen Verbänden und dem Bundesamt für Strassen (Astra) eine faire und gute Regelung ab.
 
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Ehrungen


Verschiedene Persönlichkeiten, die sich im AGVS verdient gemacht haben, wurden an der 40. Delegiertenversammlung in Solothurn geehrt. Ausgezeichnet wurden folgende Kollegen:
 

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Ernaldo Bassetti
(goldene Ehrennadel)

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Peter Blumenstein
(goldene Ehrennadel)

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Albert Bonelli
(goldene Ehrennadel)

 

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Markus Julmy
(goldene Ehrennadel)

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Patrick Schwerzmann
(goldene Ehrennadel)

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Christophe Vallat (für sein Engagement an der Spitze der AGVS-Sektion Jura)

 

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Peter Wyder
(goldene Ehrennadel)

 

 

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